Wirtschaft
Am 9. Juni finden die Wahlen zum Europaparalment statt. - Guillaume Périgois in
06.06.2024

Stahlrecycler befragen Parteien zur Handelspolitik

Am 09. Juni 2024 ist Europawahl und die Verbände BDSV, bvse und VDM haben die Parteien CDU/CSU, SPD, Grüne und FDP gefragt, wie sie zu wichtigen Fragen der Stahl- und Metallrecyclingwirtschaft stehen.

Schwerpunkte der Wahlprüfsteine sind die Handelspolitik, preisbildende Faktoren bei Stahl- und Metallschrotten, Entbürokratisierung, Energiebeihilfen, Grenzwerte und Stoffverbote, Anreize für Neuinvestitionen in der Recyclingwirtschaft sowie der Einsatz von aufbereiteten Metallen in der Produktion.

Die Antworten zeigen, dass die Parteien die letzte Legislaturperiode genutzt haben, um sich mit der Recyclingwirtschaft auseinanderzusetzen. Besonders erstaunlich ist, dass sich die Parteien beim Handel mit aufbereiteten Metallen einig sind.

Die CDU und CSU setzt „sich für die Abschaffung von Handelsbarrieren“ ein, die Grünen wollen sich „verstärkt auf Handelsabkommen auf Augenhöhe mit Partnern wie Australien, Indien, den Ländern Lateinamerikas oder der südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN“ einsetzen und dabei „selbstverständlich auch Sekundärrohstoffe in den Blick nehmen müssen“.

Die FDP „setzt sich für pragmatische Ein- und Ausfuhrbestimmungen für recycelten Stahl und Metalle ein“ und hält es für wichtig, „den Handel mit recycelten Materialien zu erleichtern, um die Kreislaufwirtschaft zu fördern und die Umweltbelastung zu verringern“.

Ein Umdenken ist möglich

Diese Aussagen stehen leider im diametralen Gegensatz zum Abstimmungsverhalten zur EU-Abfallverbringungsverordnung, die den funktionierenden Handel mit z.B. aufbereiteten Stahl- und Metallschrotten und Altpapier  deutlich erschwert. Nach Ansicht der Verbände ist es für ein Umdenken noch nicht zu spät, da Stahl, Metall  und Altpapier als internationales Handelsgut entsprechende Ausnahmeregelungen erhalten könnten, wenn der politische Wille dazu vorhanden ist.

Die europäische Handelspolitik hat sich in der letzten Legislaturperiode ausschließlich auf Erze konzentriert und dem internationalen Handel von z. B. Stahl- und Metallrecyclern kaum Beachtung geschenkt. Es bleibt unverständlich, warum für alle Stoffströme, Kunststoffe wie Metalle und Altpapier, eine „one-size-fits-all“-Lösung angestrebt wurde. Es bleibt daher zu hoffen, dass die von der Branche durchaus wohlwollend zur Kenntnis genommenen Aussagen auch Eingang in die praktische Politik finden.

Aktive Handelpolitik notwendig

Die kommende Legislaturperiode muss genutzt werden, um eine aktive Handelspolitik für Recyclingrohstoffe z.B. aus Stahl- und Metallschrotten voranzutreiben. Dazu muss das Material aus der Abfallecke herausgeholt und als internationale Handelsware anerkannt werden. Die Verbände verweisen abschließend auf eine Umfrage des europäischen Dachverbandes EuRIC, an denen 111 Unternehmen teilgenommen haben.

Die Umfrage hatte damals ergeben, dass mehr als 50 Prozent der Metall- und Papierrecycler einen Rückgang der Beschäftigung aufgrund der vorgeschlagenen Überarbeitung der EU-Abfallverbringungsverordnung erwarten. Etwa 80 Prozent der Metallrecycler und 70 Prozent der Papierrecycler erwarten einen Umsatzrückgang und nannten eine unzureichende Nachfrage in der EU als Gründe für den Export in außereuropäische Märkte.

„Für viele Unternehmen würde das Wegbrechen des internationalen Marktes dazu führen, dass sie weniger investieren und nur noch diejenigen Rohstoffe aufbereiten, welche innerhalb der EU nachgefragt werden“, mahnen die Verbände. „Für uns ist deshalb klar, weniger Handel führt zu weniger Recycling“.  

Alle Wahlprüfsteine der Verbände und die Antworten der Parteien finden Sie hier.

 

(Quelle: Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling-und Entsorgungsunternehmen e.V. (BDSV)

Schlagworte

AustralienBDSVBundDSVEnergieEUHandelIndienINGInvestitionKreislaufwirtschaftPolitikProduktionRecyclingRohstoffeSchrottUmweltUnternehmenWirtschaft

Verwandte Artikel

27.03.2025

GravitHy erhält Finanzierung von 60 Millionen Euro

GravitHy, künftiger Produzent von kohlenstoffarmem Eisen für die grüne Stahlproduktion, hat eine Finanzierungsrunde in Höhe von 60 Millionen Euro bekannt gegeben. Sie umf...

CO2 CO2-Emissionen Dekarbonisierung Direktreduktion Eisenerze Elektrolyse Elektrolyseur Emissionen Energie Energiewende Entwicklung EU Finanzierung Fonds Frankreich Gesellschaft Handel HZ Industrie ING Investition Japan Klima Koks Lieferung Primetals Produktion Produktionsprozess Rio Tinto Roheisen Roheisenerzeugung Schrott Service Stahl Stahlerzeugung Stahlindustrie Stahlproduktion Strategie Unternehmen USA Vertrieb Wasserstoff Wettbewerb Wirtschaft Zusammenarbeit
Mehr erfahren
Dr. Jan Schmidt, Vorsitzender bauforumstahl e.V.
26.03.2025

bauforumstahl fordert Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit

Mit den Koalitionsverhandlungen der einer möglichen schwarz-roten Bundesregierung gibt es erste positive Signale, doch es braucht klare und verlässliche Maßnahmen, um die...

Bauindustrie Baustoffe Bund Deutschland Energie EU Finanzierung Handel HZ IBU Industrie ING Innovation Investition Klima Klimaziel Klimaziele Modernisierung Nachhaltigkeit Politik Produktion Produktionsprozess Schienen Stahl Stahlbau Stahlindustrie Stahlproduktion Strategie TEMA Transformation Unternehmen Wasserstoff Wasserstofftechnologie Wettbewerb Wettbewerbsfähigkeit Wirtschaft Wirtschaftsstandort
Mehr erfahren
Auf der Messe Coiltech wird thyssenkrupp Steel das CO2-reduzierte bluemint® Hochleistungs-Elektroband vorstellen
26.03.2025

thyssenkrupp Steel stellt neues Hochleistungs-Elektroband vor

thyssenkrupp Steel stellt CO₂-reduziertes Hochleistungs-Elektroband vor, das sich durch einen sehr niedrigen Ummagnetisierungsverlust und eine hohe mechanische Festigkeit...

Automobil BMW Bund CO2 Elektroband Energie Entwicklung Essen EU Forschung Forschungsprojekt HZ Industrie ING Innovation KI Klima Klimaschutz LED Lehrstuhl Messe Produktion Produktionsprozess RWTH RWTH Aachen Stahl Studie Thyssenkrupp Steel Europe Thyssenkrupp Steel Europe AG Transformation Umwelt USA Veranstaltung Werkstoff Werkstoffe Wirtschaft Zusammenarbeit
Mehr erfahren
25.03.2025

FEhS veröffentlicht Positionspapier zur Koalitionsbildung

Das FEhS-Institut fordert: Um die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen zu stärken, natürliche Ressourcen zu schonen und das Klima zu schützen, muss im Koalitionsvertrag der Ei...

ABB Anlagen Anpassung Baustoffe Bauwesen Bund Deutschland Essen EU Forschung Handel HZ IBU Industrie Klima Kreislaufwirtschaft Regelwerk Rohstoffe Schlacke Sekundärbaustoffe Umwelt Unternehmen Wirtschaft
Mehr erfahren
Vorstand der thyssenkrupp Steel Europe AG
25.03.2025

thyssenkrupp Steel strafft Top-Management

thyssenkrupp Steel verzichtet auf die Besetzung der bisherigen fünften Vorstandsposition und reduziert die oberste Führungsebene deutlich

Aufsichtsrat Duisburg Entwicklung EU Produktion Stahl Strategie Thyssenkrupp Steel Europe Transformation Unternehmen Vertrieb Vorstand Wettbewerb
Mehr erfahren